Pfarrkirche - Schlanders

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Erstnennung
Die Erstnennung von Schlanders als Mittelpunkt eines Pfarrsprengels fällt ins Jahr 1170, als dessen damaliger Vorsteher, der Priester Thebald, dem Stift Marienberg für einen Jahrtag ein Weingut in Vezzan schenkte.
Schlanders gehört zu den älteren Pfarren Südtirols. Iso Müller glaubt die Entstehung der Pfarre Schlanders fällt ins 7./8. Jahrhundert, in die Zeit in der im Bistum Chur die großen Landpfarren ausgebaut wurden. Somit kann Schlanders als „Urpfarre“ bezeichnet werden.
Im Hochmittelalter entwickelten sich, ohne dass die Anfänge genauer bekannt wären, aus dem Klerus der alten Taufkirchen und ihre Tochterkirchen die so genannten Landkapitel oder Dekanate. Die Leitung oblag einem Vikar auch Erzpriester genannt. Die in Schlanders tätigen Priester wurden trotz der zentralen Lage dieser Seelsorge bis ins 19. Jahrhundert nie zu Erzpriestern bestellt. Die Ursache liegt darin, dass die Pfarre seit 1235 dem Deutschen Orden inkorporiert war, zu dem die Churer Oberhirten häufig kein störungsfreies Verhältnis hatten.
Die Pfarre Schlanders wird Teil des Bistum Brixen
Am 17. September 1808 wurde der Vinschgau durch päpstlichen Entschluß dem Bistum Brixen einverleibt. 1812 wurde die Pfarre Schlanders zum Dekanat erhoben und bildete, was seit ihrer Entstehung nie der Fall gewesen war, in kirchlicher Hinsicht einen Mittelpunkt. Am 12. Oktober 1818 gelangte sie wie der gesamte mittlere und untere Vinschgau zum Bistum Trient, seit 1964 ist sie Teil der Diözese Bozen Brixen.
Zur Zeit der Entstehung der Pfarre Schlanders war der Umfang größer als im Spätmittelalter und in der Neuzeit, da sie auch die Seelsorgen von Laas und Martell umfasste.
Nach dem unglücklichen Ausgang des Freiheitskampfes 1809 kam der nördliche Teil mit Schlanders zu Bayern. Damit kam auch das Patronatsrecht der Pfarre Schlanders an die bayrische Regierung. 1811 besetzte diese die Kommende und veräußerte deren Güter bis auf das Gebäude selbst und die Kirche. Die Wiedereinsetzung des Deutschen Ordens nach der Rückkehr Tirols zu Österreich im Jahr 1814 war nicht mehr möglich und Schlanders musste Säkularkirche bleiben.

Pfarrkirche erleidet Schäden im Engadinerkrieg
1499 zur Zeit des Engadinerkrieges erlitt die Kirche schwere Schäden. Doch unter der Leitung des Meisters Oswald Furter aus Latsch wurden die Pfarrkirche und die Kapelle St. Michael wiederhergestellt und 1505 fertig gestellt. Aus dieser Zeit stammt der wegen seiner außerordentlichen Höhe bemerkenswerte Turm, der von späteren Bauarbeiten ausgespart blieb und daher noch heute in seiner ursprünglichen Gestalt - als einer der höchsten in Tirol - rund 90 Meter emporragt.
Architektur
Der Hochaltar der Pfarrkirche war ursprünglich ein Werk des bekannten schwäbischen Meisters Jörg Lederer, der 1513 in Schlanders tätig war. Von diesem Schnitzaltar haben sich nur wenige Stücke erhalten, so etwa die Statue der hl. Anna Selbdritt und andere Heilige. Wahrscheinlich wurde Lederers spätgotischer Altar bereits in der Barockzeit durch einen neuen ersetzt, wobei allerdings das zentrale Stück, also die Krönungsgruppe, erhalten blieb. (Sakrale Kunst in Schlanders, Hans Wielander ,Pluristamp) Der derzeitige Hochaltar stammt aus dem Jahre 1910. Der Volksaltar wurde vom Künstler Karl Grasser 1990 geschaffen.
Von 1758 bis 1767 wurde die dreischiffige gotische Pfarrkirche grundlegend umgestaltet, indem Josef Adam Mölk, kaiserlich königlicher Kammermaler die Pfeiler des Langhauses entfernte und einen lichten, hohen Einheitsraum machte. Im Langhaus schuf er zwei halbrunde Nischen für die Altäre und bezog auch den alten Chor ein. Er schmückte den ganzen Raum mit kräftigen Wandpfeilern und einem umfangreichen Freskenprogramm. Unter Verzicht von Stuckaturen überzog er den Raum mit einem Freskenprogramm über das Leben Mariens und biblischer Vorbilder. Das große Hauptbild im Langhaus zeigt Esther, vor dem Perserkönig Ashaver kniend, in einer riesigen gemalten Steinarchitektur. Das große Bild im Chor stellt die Verehrung Mariens durch die Erdteile dar, wobei Europa die Züge der Kaiserin Maria Theresia erhielt. Zur Gestaltung des Innenraumes wurde einheimischer Marmor verwendet; noch vorhandene Bauteile aus der gotischen Kirche und aus dem Friedhof wurden nach Möglichkeit integriert.
( Erika Kustascher, „ die Pfarre von Schlanders“ in: Schlanders und seine Geschichte, S. 93 - 267 Band 1 Tappeiner Verlag 1999 )

St. Michaelskirche
An der Ostseite der Pfarrkirche befindet sich die St. Michaelskirche. Sie wird bereits 1304 erwähnt. Aus dieser Zeit dürfte der älteste Teil der Kirche, die Gruft stammen, die durch einen Gang mit den Adelsgräbern unter der Pfarrkirche verbunden war. Heute dient die St. Michaelskirche mit ihrem schönen Netzgewölbe als Leichenkapelle. Früher dürfte sie als Ortskirche genutzt worden sein. Die jetzige Doppelkirche ist ein spätgotischer Bau mit einem auf der Westfassade aufgesetzten Türmchen. Dort hängt das Zügenglöcklein.

Patrozinium: Maria Namen, Anfang September

Das Gnadenbild zu „Unserer Lieben Frau am Rain“ in der Pfarrkirche und das Prozessionsgelöbnis der Schlanderser Schützen im Jahre 1799

Einer Legende nach hat ein Kortscher Bauer beim Bewässern seiner Wiese das Marienbild in einem Feldrain entdeckt. Dadurch erklärt sich auch der Name des Gnadenbildes „ Unsere Liebe Frau am Rain“.
Im Jahre 1799 war Schlanders ernsthaft von den napoleonischen Truppen bedroht. In dieser Not suchten die Schlanderser Schützen ihre Zuflucht beim Mariae Gnadenbild in der Schlanderser Pfarrkirche. Das wunderschöne Gnadenbild ziert seit dem Wiederaufbau der Pfarrkirche nach dem Engadiner Krieg von 1499, in welchem die Pfarrkirche zerstört wurde, den Hochaltar.
Dies ist somit eine eindrucksvolle Verbindung zwischen den beiden Kriegsjahren 1499 und 1799.
Im Jahr 1799 gelobten nun die Schützen „den Maria Namensonntag für alle kommenden Zeiten zu einem solemnen Dankfeste zu gestalten und an diesem Tag das Gnadenbild in Festprozession durch den Ort zu tragen“. Tatsächlich zogen sich die Franzosen bald zurück.

Seit dieser Zeit der Franzosenkriege schwebt die Marienstatue zur Maria Namen Prozession auf einer schiefen Schiene vom Altar hinab, ein Moment suggestiver Intensität: Die Gnadenmutter scheint schwerelos in der Luft zu schweben, getragen von feierlichen Klängen der Orgel und des Chores. (Gianni Bodini, „Ein Gang durchs Jahr“)
Aus dem Text des Chores geht hervor, dass es sich bei der Schlanderser Muttergottes um ein „wundertätiges“ Gnadenbild handelt. Es dauert etwa 15 Minuten, bis das Bildnis auf dem Tragebaldachin aufgesetzt wird.
Danach wird das Marienbildnis in einer feierlichen Prozession, begleitet von der Bürgerkapelle, den Schützen, den verschiedenen Verbänden und vielen Gläubigen unter Böllerschüssen durch das Dorf getragen.

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